01.11.2017
Bausatzvorstellung: Russisches Schlachtschiff Poltava
(Zvesta, Art.Nr. 9060, Maßstab 1:350)
von Sven Dettmar

Das Original:

Die Poltava war das 3. Schiff der Sevastopol- oder auch Gangut-Klasse. Diese Klasse bestand aus vier Schlachtschiffen, die als erste Dreadnoughts der zaristischen Marine gelten. Die Bauzeit war auf Grund Materialschwierigkeiten und zahlreicher Missstände ziemlich lang.
Die zaristische Marine fügte Erfahrungen aus dem Russisch-Japanischen Krieg und der Schlacht von Tsushima in die Neubauten ein. Ein Team von italienischen, deutschen und britischen Ingenieuren arbeitet 51 Entwürfe aus, aus denen dann 10 in die näherer Auswahl kamen. Ein Entwurf von Blohm und Voss sollte eigentlich gewinnen, jedoch hatte die Duma nach heftigem Streit, ihr Veto eingelegt und die russischen Konstrukteure legten einen eigenen Entwurf vor, der stark an italienische Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer erinnert. Die Schiffe sollten außerdem auf russischen Werften gebaut werden. Im Nachhinein stellte man fest, dass die Schiffe rund 40% teurer wurden, als wenn sie auf ausländischen Werften gebaut worden wären. Eine Lehre aus dem Tsushima-Desaster war vor allem der verbesserte Panzerschutz der Aufbauten und die bessere Einflechtung der gesamten Panzerung. Die Schiffe wurden In Sankt Petersburg auf der Admiralitäts Werft und der Baltischen Werft gebaut.

Kiellegung:            Stapellauf:                     Indienststellung:

Sevastopol            15. Juni 1909         25.  Juni 1911               November 1914
Gangut                  15. Juni 1909         07. Oktober 1911          Januar 1915
Poltava                  15. Juni 1909         10. Juli 1911                 Dezember 1914
Petropavlovsk       20. Juni 1909         09. September 1911     Januar 1915

Die Schiffe wurden in Helsingfors, dem heutigen Helsinki, stationiert und sollten das Eindringen von deutschen schweren Einheiten in den finnischen Meerbusen aufhalten. Die deutsche Marine hatte dies aber nie vorgehabt und die Einheiten fristeten ein relativ ruhiges Leben mit einigen Minenoperationen. Nach der Niederlage des russischen Zarenreiches und der Auskopplung Finnlands, liefen die russischen Einheiten zwischen dem 12. Und 17. März 1918 aus Helsingfors aus, um in andere russische Häfen stationiert zu werden. Während der Revolution kamen die Schiffe in bolschewistische Hand.

Die Poltava wurde für eine längere Werftzeit in Sankt Petersburg abgestellt. Im November 1919 brach ein Großbrand an Bord aus, der das Schiff schwer beschädigte. Im weiteren Lebenslauf gab es Bestrebungen, das Schiff zum Flugzeugträger umzubauen, oder auch zu modernisieren. Alle Überlegungen scheiterten letztendlich an den Kosten und somit wurde das Schiff zum Ausschlachten für Ihre Schwestern verwendet. Im Januar 1926 wurde das Schiff in Frunze umbenannt. Ab 1949 wurde sie dann abgewrackt. Zwei der schweren Geschütztürme wurden nach dem 2. Weltkrieg zum Wiederaufbau der Küstenschutzbatterie Maxim Gorki in Sevastopol verwendet.

Der Bausatz:

Der Bausatz kommt in einem stabilen Karton zum Modellbauer und ist eine Abwandlung des Bausatzes der Sevastopol und der Marat. Die hellgrauen Spritzlinge sind alle in Plastikfolie verpackt, der größte Spritzling einzeln, die weiteren zu zweit in einer Tüte. Total ergibt das 423 Bauteile. Das Decal, die Flagge und auch der klare Spritzling sind in ebenfalls in einer Tüte. Die Bauanleitung ist übersichtlich, aber in schwarz-weiß. Es besteht die Möglichkeit das Schiff in Wasserlinie, oder mit Unterwasserteil zu bauen. Auch ist in der Bauanleitung sehr schön aufgeführt, wie man die Bullaugen aufbohren kann. Hier lässt sich überlegen ein Diorama zu erstellen, wie das Schiff im Hafen liegt und die Bullaugen beleuchtet! Man muss ja nicht immer Kampfszenen nachstellen, wobei die Poltava nie in einem Gefecht gewesen ist.

Spritzling A                                     Spritzling B

Der Spritzling A besteht aus den beiden Rumpfhälften.

Der Spritzling B beinhaltet die Decks, Schornsteine, Teile der Aufbauten sowie Spanten für den Rumpf, Ruder, Wellenbrecher und Schraubenwellen. Alle Teile sind sehr schön detailliert, jedoch sind ab und an Fischhäute zu finden. Sie stellen aber kein so großes Problem dar.

Vorderseite Spritzling C                   Rückseite Spritzling C

Der Spritzling C ist doppelt vorhanden und beinhaltet Teile für die Geschütztürme, Boote, Geschützrohre, Davits, Festmacher, Poller, Scheinwerfer und Schrauben. Bei einem der Verkehrsboote ist die Schraube angegossen, während bei einem weiteren Boot eine Schraube extra dabei ist. Die Teile sind von guter Qualität, für die Experten könnte man gerade hier eine ganze Menge an PE Teilen und Details herausarbeiten. Auch hier sind ein paar Fischhäute zu finden, die aber nur sehr klein sind.

Spritzling D                                       Übersicht

Der Spritzling D beinhaltet Ankerketten, Teile der Schraubenanlage, Teile für die Masten, Persennings und Davits. Auch hier ist eine sehr hohe Qualität zu sehen, aber auch eine kleine Fischhaut.

Übersicht                              Vorderseite Spritzling F                       Rückseite Spritzling F

Der Spritzling E ist aus klarem Plastik und beinhaltet Fensterscheiben, für einen Decksaufbau.

Der Spritzling F ist wieder doppelt. Hier findet man die Geschützturmdecken, Mittelartillerie, Persennings, Leitern und Rohre und weitere Kleinteile. Die Standfüße der Mittelartillerie sind würdig zur Nacharbeit, aber akzeptabel. Insgesamt auch hier eine hohe Qualität und diesmal keine Fischhäute. Gerade bei den Rohren und Leitern kann man hier wieder auf PE Sets warten um dem Modell mehr Feinheiten zu bringen.

Stärken:


- Übersichtliche Bauanleitung auch für wenig Geübte machbar

- Wahlweise Wasserlinie oder Vollrumpf

- Sehr schöne Detaillierung

Schwächen:


- Ein paar kleine Fischhäute, die aber nicht wirklich ins Gewicht fallen.

Fazit:


Der Bausatz ergibt für Anfänger, Fortgeschritten und Experten viel Spaß und ein sehr schönes Modell.

Nicht weil es schwer ist wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwer!

Weitere Information vom Hersteller Zvezda sind hier zu finden.

Sven Dettmar / Modellbauclub Koblenz